Anlässlich unseres Kuraufenthaltes in Bad Sülze – diesen lustigen Ort gibt es
wirklich in Mecklenburg-Vorpommern – machen wir uns am Ostersonnabend auf den
Weg zur Insel Rügen.
Quer durch Stralsund, der würdigen alten Hansestadt aus dem Jahr 1234 mit ihrem
imposanten Stadtbild erreichen wir die neu erbaute Rügen-Brücke, die im Jahr 2007
von Frau Bundeskanzlerin Merkel eingeweiht wurde. Ca. 50 Meter hoch schwingen
wir uns über den Strelasund und beobachten amüsiert die hunderte von Anglern, die
nebenan auf dem Rügen-Damm ihre Ruten ausgeworfen haben. Sie gehen auf Hering,
haben wir gehört, denn jetzt im Frühjahr ist Heringzeit. Angeblich kommen sie nach
kurzer Zeit schon mit vollen Eimern nach Hause. Ob das wohl Anglerlatein ist?
Jedenfalls sollen die selber gedrehten Rollmöpse weit besser schmecken, als die
gekauften..........
Weiter geht die Fahrt, bis wir nach kurzer Zeit dann reif sind für die Insel. Endlich
auf Rügen: Für Anne geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung.
Erste Station ist das Atelier von Töpfermeister Peter Dolacinski in Götemitz, „gleich
rechts neben der Hauptstraße ein Stück den Seitenweg rein“ - hat uns unser Freund
Rainer zuhause noch erklärt. Das Navi bringt uns sicher hin und schon bald stehen
wir vor einem echt urigen reetgedeckten Haus, dem man die Individualität ansieht,
um es mal vorsichtig auszudrücken.
Den Meister selbst können wir leider nicht sprechen, der schläft noch. Er war am
Vortag zum Osterwasser unterwegs und da wurde es bei der Quellensuche
offensichtlich etwas später......
Aber wir bestellen die Grüße, die uns von Rainer aufgetragen wurden, einer netten
jungen Frau und die verspricht uns, das weiter zu sagen. Das Atelier, respektive die
Werkstatt, dürfen wir uns aber kurz anschauen. Interessant, was da alles entsteht!
Noch sind wir etwas unschlüssig, wie wir weiter fahren sollen, aber ein Blick in die
Karte sagt uns, dass wir unbedingt an den nördlichsten Punkt der ehemals ach so
kleinen Republik reisen sollten.
Also an Bergen vorbei Richtung Sagard, Glowe, Altenkirchen und weiter nach
Arkona. Auf dem Parkplatz müssen wir unser Auto abstellen und da ich einen
Behindertenausweis besitze, dürfen wir auf einen entsprechenden Parkplatz fahren
und finden dort entgegen vielen anderen Touristen auch eine freie Stelle. Selbst die
umweltfreundlich gasbetriebene „Bimmelbahn“ darf ich dank dieses Dokumentes
„kostenlos – nicht umsonst“ benutzen. Dieses ruckelnde Gefährt bringt uns endlich
noch zwei Kilometer weit dem Kap Arkona näher. Die letzte Wegstrecke müssen wir
dann allerdings zu Fuß bewältigen. Das ist zwar steinig, aber gut so. Wir kommen
vorbei an den beiden Leuchttürmen, deren einen der gute alte Baumeister Schinkel
entworfen hat und erfahren, dass bis 1989 am Kap Arkona der Frieden von der
Volksmarine der ehemaligen DDR verteidigt wurde. Unklar bleibt, gegen wen....
Die Schweden wären wohl kaum einmarschiert, die waren schon eher mal da und die
Dänen hatten sicher auch andere Sorgen, als die kleine DDR zu vereinnahmen.
Sollte man gar Angst vor den Polen gehabt haben ? Denkbar wäre alles.........
Jedenfalls zeugt noch heute eine verzweigte Bunkeranlage von der Präsenz der
„Friedensengel“ in Marineuniform. Die damals dort stationierten SS-20 -Raketen
sind Gott sei Dank und hoffentlich für immer verschwunden.
Wir ahnen, wie es den „Genossen Matrosen“ zumute gewesen sein mag, dort in
dieser idyllischen Umgebung straffen Militärdienst zu tun und womöglich tagelang
wie die Maulwürfe unter der Erde herumgekrochen zu sein.
Wen wundert es also, dass das viel besungene, hoch gerühmte, Kap Arkona
militärisches Sperrgebiet und damit für die Bevölkerung unzugänglich war.
Und was hat man letzterer vorenthalten an Schönheit und Urtümlichkeit – ein Stück
Natur, das seinesgleichen sucht.
Wir arbeiten uns durch bis zur Steilküste und dann ist er da, der Blick hinaus auf das
offene Meer, dessen Ende man nur erahnen kann. Mir wird plötzlich mal wieder klar,
dass es hinter dem Horizont immer weiter gehen muss und ich bin dankbar, das ich
die Strapaze des für mich weiten Weges auf mich genommen habe.
Die Fotos, die ich schießen kann – schießen in sehr friedlicher Absicht ! -
entschädigen mich für die Schmerzen, die ich mitgebracht habe.
Ich freue mich, dass Anne mein 300 mm – Objektiv mitgeschleppt hat, denn damit
gelingen mir Bilder sowohl in die unendliche Ferne, als auch von den kleinen
Schönheiten am Wegesrand.
Die Sonne meint es gut mit uns und die frische Seeluft ist noch besser, als Inhalation
mit Emser Salz. Anne meinte hinterher sogar, ich hätte „Farbe gefangen“.
So bleiben Freude und Dankbarkeit darüber, dass es möglich ist, im Frieden und in
Freiheit Orte zu besuchen, die einst vor nicht zu ferner Zeit eher kriegerischen
Zwecken dienten.
Wir fahren zurück, am Königstuhl vorbei, den wir ein andermal anschauen werden,
bis nach Sassnitz – Stadthafen. Von da aus wollen wir an einem anderen Tag eine
Schiffsreise bis Arkona unternehmen und uns die Kreidefelsen von unten anschauen.
Auch Prora steht noch auf der Agenda, wo ein größenwahnsinniger Despot eine
Ferienanlage hinzaubern ließ, die leider ihren Zweck niemals erfüllen durfte, weil sie
nie fertig gebaut werden konnte. Ich denke, heute braucht sie auch keiner mehr, denn
wir brauchen nicht mehr alle zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung marschieren
und das ist gut so.............
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